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1962 VOX AC30_Restorstion_Teaser.jpg

Restauration / Reparatur

1962er VOX AC30

Es ist eine der Geschichten von denen man immer denkt: "Sowas passiert doch nicht wirklich!"
Doch, tut es. Vor einigen Monaten konnten wir einen alten VOX AC30 "Copper Panel" erwerben, der (haltet Euch fest) in einem Müllcontainer in Südfrankreich gefunden wurde. Überlebt hat nur das Ampchassis. Das Combogehäuse sah wohl aus "Wie nach einem Splatter-Movie".

 

Wir müssen vermutlich nicht erst erklären dass es sich hier um einen absoluten Holy-Grail-Amp mit extrem hohem Sammlerwert handelt. Der VOX AC30 hat Musikgeschichte geschrieben und prägt neben "Fender-Clean" und "Marshall-Distortion" quasi eine der 3 Sound-Säulen klassischer E-Gitarrensounds.

 

Es ist uns eine Ehre diesem bemitleidenswerten Amp, der schon eine Nahtoderfahrung in einem Müllcontainer hinter sich hat, zu einem neuen Leben und altem Glanz zu verhelfen.

Tom Jennings
VOX Factory 1964
VOX AC30 1962

Geschichte der VÖXE

nennen wir es "charmantes Chaos"

 

Jeder Gitarrist hat schonmal von VOX und dem legendären AC30 gehört. Dieser Amp hat Musikgeschichte geschrieben und prägt neben Fender und Marshall eine der Klangsäulen der E-Gitarre. The Beatles, Queen, Tom Petty, Foo Fighters... you name it! Die Liste legendärer Bands die auf den AC30 schwören lässt sich schier unendlich fortsetzen.

Machen wir mal einen kurzen Ausflug ans Ende der 1950er Jahre:

Bereits Anfang der 1950er gegründet als "Jennings Organ Company", erkannte Firmengründer Tom Jennings Ende der 50er Jahre den unaufhaltsamen Trend zur E-Gitarre und taufte seine Firma um in JMI (Jennings Musical Industries) um unter dem Markennamen VOX auch Gitarrenverstärker auf den Markt zu bringen.

Der erste "goße Wurf" von Chefdesigner Dick Denney war der VOX AC15 der im Jahr 1958 vorgestellt wurde und bereits ab 1959 auch in einer 30 Watt Version, dem VOX AC30/4, angeboten wurde. Das was wir auch heute als AC30 kennen erblickte im Jahre 1960 das Licht der Welt, nannte sich VOX AC30/6, und beinhaltete eine überarbeitete Preamp-Schaltung ohne die mechanisch sensible EF86 Röhre und verfügte über 3 unabhängige Kanäle mit 6 Eingangsbuchsen: Normal, Brillant und Vib-Trem.

Hier begann nun die "goldene Ära" von VOX die man heutzutage in der Zeit von 1960-1967 sieht als alle Produkte mit dem Label "a JMI product" gefertigt wurden.

Ein Blick hinter die nostalgisch verklärten Kulissen zeigt, dass dies zwar eine sehr erfolgreiche Zeit für VOX war, aber auch eine recht chaotische Zeit die sehr stark von ständigen Überarbeitungen der Produkte und Produktionsengpässen geprägt war. Dies erkennt man auch noch heute daran, dass eine Datierung der AC30's aus dieser Zeit quasi eine Wissenschaft für sich ist weil es nur wenige Konstanten gab. Man hat manchmal bei VÖXEN aus dieser Ära das Gefühl, dass verbaut wurde was gerade zur Hand und verfügbar war.

Bereits 1964 hinterließ dies seine Spuren als Tom Jennings seine Firma an Royston verkauft hat und gipfelte darin dass er selbst 1967 als Geschäftsführer gefeuert wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte auch Chef-Designer Dick Denney bereits die Firma verlassen. Schlag auf Schlag ging es 1968 weiter, als Royston Konkurs anmelden musste und anschließend durch eine Firmierung ehemaliger VOX-Führungskräfte unter dem Namen "VOX Sound Equipment Ltd." die Firma weitergeführt hat. Ab diesem Zeitpunkt verschwand auch das (heute legendäre) "a JMI product" von den Verstärkern und wurde ersetzt durch "a VOX product".

Im Laufe der Jahre durch lief VOX dann verschiedenste Inhaber, produzierte oft gleichzeitig an unterschiedlichen Standorten von England über Italien bis USA. Trotzdem hat die Marke VOX bis heute überlebt, und auch heute kann man noch neue AC30's kaufen. Zwar in einer deutlich veränderten Version, aber immer noch mit den klanglichen Zutaten aus der "Goldenen Ära". 

Eine ausführliche (wenn auch nicht vollständige) Übersicht findet Ihr im VOX-Showroom. Falls Ihr Euch dort speziell für die "Goldene Ära" interessiert seid ihr hier richtig. Und auch voxac30.org.uk ist eine tolle Nerd-Quelle für Detailinformationen alter VOX-Amps.

Bestandsaufnahme

was ist denn von dem Amp noch übrig?

 

Ganz ehrlich: Sieht nicht so schlecht aus!

Ok, dass Teil kommt aus nem französischen Müllcontainer... das Gehäuse war komplett zerstört. ABER: Das Amp-Chassis an sich macht nen guten Eindruck.

Nicht massiv verbogen... keine Bastelruine... 98% des Ampchassis sehen so aus wie es damals VOX verlassen hat. Sehr gut! Ehrlichgesagt findet man alte AC30s selten in einem so originalen Zustand.

Let's see:

  • Die Schaltung an sich sieht völlig unberührt aus. Top!

  • Alle originalen Woden-Übertrager sind noch da und die Wicklungen zeigen realistische DC-Widerstände. Top!

  • Ok, der am Chassis montierte Elko hat keine Halteklammer mehr und ist "up in the air"... 

  • Der Sicherungshalter macht nen komischen Eindruck und die Hälfte fehlt. Da war schon mal jemand zu Gange...

  • Eine Plastikmutter an den Inputbuchsen fehlt. Das verschmerzen wir...

  • Endstufenröhren gibt es keine mehr... aber wir haben ne alte GZ34 und ein Set alter Brimar ECC83 und ECC82. Top!

UND:

Der Finder des Amps war so clever alles Brauchbare am zerstörten Gehäuse abzuschrauben und mitzunehmen. Daher haben wir zusätzlich:

  • Das Originale Typenschild inkl. original Befestigungs-Nägeln

  • Viele der alten Schrauben und Zierscheiben

  • Die originalen Haltebügel der EL84-Röhren

Da sagen wir mal:

Cool, das hätte wesentlich schlimmer kommen können!

AC30 1962 Before Restoration
VOX AC30 1962 with all parts
VOX AC30 1962 loose cap
VOX AC30 1962 Brimar Tube Set
VOX AC30 Burndept Chassis Stamp
Woden Transformer Codes
Welwyn Resistor Codes
Egen Pots Date Codes
Hunts Capacitors Date Codes

Datierung

wann hast Du denn das Licht der Welt erblickt?

 

Ok, zugegeben... es ist auch ein wenig ein Hobby von uns.

Aber mal ehrlich, bei einem Holy Grail Amp wie nem VOX AC30 Copper Panel möchte man schon genau wissen von wann er ist.

Wie schon weiter oben geschrieben ist die Datierung von alten VOX Amps eine Wissenschaft für sich, weil VOX damals Spezifikationen, Lieferanten und Produktionsstandorte gewechselt hat wie andere die Unterhosen. Gerne wurden z.B. auch mal Trafos von verschiedenen Herstellern parallel in unterschiedlichen Fabriken verwendet. Und ach ja... ein wirklich eindeutiges Seriennummersystem gab es natürlich auch nicht. Is ja klar, oder?

Fangen wir mal an:

Bei unserem VOX handelt es sich um einen AC30/6 ohne Top Boost in der "Normal"-Version (es gab auch eine "Bass"-Version). Zu erkennen ist dies an dem eingeprägten "N" hinter der Seriennummer auf dem Typenschild. Dies grenzt den Zeitraum schonmal auf 1960-1964 ein, weil ab 1964 die sogenannte "Treble" Version Einzug erhielt und auch die optionale Top-Boost Schaltung spätestens ab 1965 der "Standard" war. Hierbei war die Seite www.voxshowroom.com sehr hilfreich.

Produktionsstandort:

Während die Westrex Co. Ltd. bereits ab 1961 VOX-Amps produzierte, wurde ab Mitte 1962 (aufgrund der hohen Nachfrage) noch Burndept Electronis in Erith (Kent) als Produktionsstätte akquiriert. Unser AC30 stammt klar aus der der Burndept-Produktion. Dies kann man erkennen an der Tatsache, dass neben dem Ausgangsübertrager eine Chassis-Seriennummer eingeprägt ist. Hat wohl nur Burndept gemacht.

Unterstützt wird dies von der Verwendung von Woden-Trafos, Welwyn Lastwiderständen sowie Hunts-Elkos. Das war typisch für Burndept.

Somit grenzen wir den Herstellungszeitraum auf Mitte 1962-1964 ein. Erleuchtet hat uns hier www.voxac100.org.uk.

Datecodes auf Bauteilen:

Wir können es uns auch ein wenig einfacher machen!

Als sicherstes Mittel alte Amps zu datieren haben sich Date-Codes auf Bauteilen herausgestellt. Ok, man weiß nicht wie lange z.B. ein Kondensator noch im Lager herumgegammelt ist bevor er verbaut wurde, aber in den meisten Fällen kann man davon ausgehen dass Bauteile nicht ewig im Lager lagen sondern einigermaßen zügig verbaut wurden. Zumindest bei VOX wo alles "knapp" war. Bauteilecodes geben uns also ein klares Indiz wann der "früheste Produktionszeitpunkt" war. Ein riesiges Dankeschön an www.voxac30.org.uk mit deren Hilfe man die alten Bauteilecodes dechiffrieren kann.

Wir finden in unserem Amp:

Woden Trafos mit dem Date-Code "LT" = Nov. 1962

Welwyn Widerstände mit dem Date-Code "TB" und "TG" = Feb. / July 1962

Egen Potis mit dem Datecode "JJ" = Oct. 1962

Hunts Kondensatoren mit dem Datecode "ISH" = Woche 35 1962

Fazit:

Bingo! Wir sind ziemlich sicher, dass unser AC30/6 "Normal" von Ende 1962 stammt und somit ziemlich genau 60 Jahre alt ist...

This is how we do it

ein Plan muss her...

 

In nem 1962er VOX AC30 bastelt man nicht einfach mal los! Dafür ist der Amp viel zu kostbar und selten. Man sollte sich im Vorfeld gut überlegen was man mit so einem Stück Rockgeschichte anfangen möchte und was daraus werden soll.

Unsere Vision:

  1. Wir möchten den Amp nicht entstellen. Kein wildes herumbohren im Chassis oder High-Gain Mods oder ähnliches...

  2. Wir sind aber auch nicht sklavisch "all original" unterwegs. Wenn etwas nicht mehr funktioniert oder in fragwürdigem Zustand ist muss es getauscht werden damit der Amp wieder richtig funktioniert.

  3. Wir werden uns auf dem Weg zum restaurierten Amp mit ein paar Verbesserungen auseinandersetzen da der originale AC30 alles andere als perfekt ist. Wir reden hier nicht über Modifikationen des AC30-Sounds an sich. Wir reden über Dinge wie verbesserte Masseführung, Netzteilfilterung, etc. ... also Dinge die VOX damals hätte "besser" machen können um Nebengeräusche zu minimieren.

  4. Wir möchten, dass der Amp wieder in einem Gehäuse wohnt welches einem VOX AC30 vom Anfang der 60er möglichst gerecht wird. Kein Frankenstein-Amp bei dem ein 1962er AC30 in nem schwarz angesprühten Sperrholz-Gehäuse sein Dasein fristen muss.

Unterm Strich geht es also darum den Amp wieder so gut wie möglich in seinen Originalzustand zu bringen. Sowohl klanglich als auch optisch. Allerdings soll es kein Museumsstück werden, sondern wir möchten ihn spielen. Deshalb werden wir uns nicht sklavisch an "Originalität" halten an Stellen wo es keinen Sinn macht. Erklärtes Ziel ist es einen früh-60er AC30 wieder zum Leben zu erwecken mit einem Sound der als "AC30 at its Best!" durchgeht. Ein hohes Ziel dass wir uns da gesetzt haben!

Würden wir den Amp eines Sammlers restaurieren wäre hier mehr Kompromisslosigkeit in Punkto Originalität und "Vintage Correct" gefragt. Der Amp gehört aber UNS und soll im Tube WorkShop die klangliche Vorlage eines optimalen VOX AC30 werden... und dorthin werden wir ihn hoffentlich bringen.

Gameplan:

  • Chassis reinigen!

  • Wo bekommen wir ein möglichst originales Gehäuse her?

  • Röhren checken: Können die alten "Brimars" noch was oder sind sie reif für die Mülltonne?

  • Netzteil überholen

  • Endstufe überholen

  • Amp mit Endstufe und Phase-Inverter in Betrieb nehmen und optimieren.

  • Bright-Channel in Betrieb nehmen und optimieren.

  • Normal-Channel in Betrieb nehmen und optimieren.

  • Vib-/Trem- Channel in Betrieb nehmen und optimieren.

  • Zusammenbau des fertigen Amps und abschließender test.

 

Das ist mal der ungefähre Plan für unseren AC30. Schaun wir mal was uns auf dem Weg so alles begegnet...

VOX AC30 1962_Chassis & Tubes
AC30 Dirty Power Amp
AC30 1962 - Original Preamp
Dirty Woden Transformer VOX AC30
VOX AC30 1962 - Input Section
VOX AC30 before cleaning
VOX AC30 panel befor cleaning
Woden Output Transformer before cleaning
Woden Output Transformer after cleaning
EL34 socket after cleaning
Masking the tube sockets
Power amp section after cleaning

Schöner Wohnen

schrubben statt löten

 

Dieses mal fangen wir tatsächlich nicht direkt an zu löten, sondern widmen uns erstmal einer grundlegenden Reinigung des Chassis und des Bedienpanels.

 

Zum Einen ist dies der Weisheit geschuldet "in einer dreckigen Küche kocht es sich nicht gut", zum Anderen ist es auch ein Stück weit dem mechanischen Konzept des AC30 geschuldet. Im AC30 befindet sich das Bedienpanel auf der Combo-Oberseite genau wie auch die Lüftungsschlitze oberhalb der Endstufensektion. Hinsichtlich Bedienung und Konvektionskühlung der 4 EL84 Röhren ist das auch eine sehr gute Idee. Hinsichtlich dem was die Gravitation mit Schmutz, Staub, verschütteten Getränken etc. macht ist es eher suboptimal. Diese lagern sich wunderbar auf dem Bedienpanel ab und wandern durch die Lüftungsschlitze auf die Oberseite der Endstufe und Trafos und backen dort durch die Hitze der Röhren hervorragend fest. Besser hätte man das gar nicht planen können.

Entsprechend sieht es hier auch in unserem AC30 aus... wobei wir da in anderen Exemplaren schon schlimmeres vorgefunden haben. Viel schlimmeres!

Also ran an die Putztücher und los geht's werdet Ihr Euch denken, kann ja nicht so kompliziert sein. Ist es im Prinzip auch nicht, allerdings kann man beim Putzen eines alten Amps auch mehr Schaden als Nutzen anrichten wenn man mit den falschen Reinigungsmitteln oder Reinigungsutensilien unterwegs ist.

Bedienpanel:

Wie schon mal an anderer Stelle geschrieben sind für die meisten Bedienpanels Glasreiniger und fusselfreie Baumwolltücher die Waffe der Wahl. Alte Küchhandtücher, alte T-Shirts, zur Not sogar alte Unterhosen (aber bitte vorher waschen). Glasreiniger ist relativ mild, löst aber dennoch sehr gut auch fetthaltige Verschmutzungen. Bei den allermeisten Verstärkern bekommt man das Panel hiermit wieder wunderbar sauber ohne Gefahr zu laufen die Beschriftung abzureiben. Im Zweifellsfalle bitte nicht zu heftig "rubbeln" sondern lieber mehrere Reinigungsdurchgänge mit wenig Kraft.

Trafos:

Speziell die alten Woden-Trafos sind absolute Sensibelchen. Genauer gesagt die Bedruckung der Trafos. Keine Ahnung wie man eine solch schlecht haftende Bedruckung hinkriegt. Fakt ist jedenfalls das man diese auch mit milden Reinigern schneller weggerieben hat wie man schauen kann. Dies hat wohl auch der Finder des Amps festgestellt als er begonnen hatte den Netztrafo zu reinigen und dabei gleich mal die halbe Bedruckung entfernt hat. Gottseidank hat er es noch rechtzeitig gemerkt und aufgehört bevor man nichts mehr lesen konnte.

 

Also hier: Glasreiniger aufsprühen und vorsichtig abtupfen. Ja: Tupfen... nicht reiben! So bekommt man auch die bedruckten Trafokappen mit viel Geduld wieder sauber. Außerhalb der Bedruckung darf dann auch gerne rubbeln, reiben und schrubben, und wenn der Schmutz zu sehr angebacken ist darf man auch gerne zu Reinigungsbenzin greifen. Wir setzen hier gerne Zippo-Feuerzeugbenzin ein da es sehr rein ist.

Chassis-Oberseite:

Hier landet aller Schmutz und alle Flüssigkeiten die sich durch die Lüftungsschlitze ins Innere verirren. Oft ziemlich gruselig was man da zu sehen bekommt. Und da die Endstufen-Partie des 2-teiligen AC30 Chassis aus Stahl besteht ist dieses auch anfällig für Flugrost.

 

Im ersten Schritt fluten wir die Chassisoberseite großzügig mit Isopropanol und schrubben mit einer Bürste (ideal ist eine alte Zahnbürste) allen "losen" Schmutz weg. Hier darf man sich energetisch ruhig austoben und gerne auch seine Fingernägel oder ein Plektrum zum Einsatz bringen wenn die Bürste an manchen Stellen schlapp macht. Schon hier ist man oft erstaunt was man nach dem Abwischen in seinem Putztuch findet. Yummy!

 

Als nächstes widmen wir uns den Röhrensockeln, fluten auch diese mit Isopropanol und schrubben die Oberfläche mit unserer Zahnbürste und die Kontakte mit Interdentalbürsten. Unser Zahnarzt wäre stolz auf uns. Anschließend noch die Kontaktpins nachbiegen, mit Druckluft auspusten. Clean! Des restliche Isopropanol verdunstet übrigens absolut rückstandslos innerhalb kürzester Zeit.

Jetzt kommt ein wichtiger Schritt bevor wir uns dem Flugrost auf dem Chassis widmen: Bitte alle Röhrensockel mit Kreppband abkleben!

 

Warum?

Für die Wellness-Kur des Stahl-Chassis verwenden wir das gute, alte WD40. Dieses hat die wunderbare Eigenschaft sowohl Schmutz als auch Flugrost anzulösen, in die Metalloberfläche einzudringen und diese ein Stück weit zu versiegeln und somit die Bildung von weiterem Rost zu verlangsamen. ABER: Wir wollen kein WD40 auf den Kontaktpins unserer Röhrensockel haben. Hier wollen wir blankes Metall haben und keinen WD40 Rostschutz-Film. Also: Abkleben! Wichtig...

Nun können wir das Chassis großzügig mit WD40 einreiben und lassen dieses ca. 30min. einwirken und seine Magie entfalten. Anschließend die Metalloberflächen intensiv bürsten und mit einem Baumwolltuch trocken reiben. Und wir meinen "trocken". Es sollte kein sichtbarer Schmierfilm verleiben. Dieser zieht ansonsten in kürzester Zeit wieder Staub an wie ein Magnet. Wir möchten eigentlich nur das WD40 behalten dass in die Metalloberfläche eingedrungen ist und diese in Zukunft schützt.

Rein optisch werdet Ihr vielleicht keinen großen Vorher-Nachher Unterschied bemerken. Da wo Flugroststellen waren sieht man diese auch anschließend. Aber: Fahrt mal mit dem Finger über die Oberfläche... glatt wie ein Baby-Popo! Vorher hat sich das ziemlich rau angefühlt. D.h. dass wir es mit WD40 tatsächlich hinbekommen haben den Flugrost zu entfernen und können davon ausgehen dass die Roststellen nun einen guten Schutzfilm erhalten haben.

Unser WorkShop riecht nun also wunderbar nach Glasreiniger, Isopropanol und WD40. Das ist der Duft sauberer Amp-Chassis. Wir lieben es! ;-)

Potiknopf 3D-Puzzle

klar, wollten wir schon immer mal machen...

 

In dem kurzen Videoclip habt Ihr ja schon das blitzeblank geputzte Bedienpanel ohne Potiknöpfe gesehen. Diese haben uns aber zwischenzeitlich aber wirklich ein paar Schweißperlen auf der Stirn beschert.

Erstmal: Toll, dass alle originalen Potiknöpfe noch vorhanden sind!

Nicht so toll war, dass bei einem der Chickenhead-Knöpfe die Hälfte der Befestigungsschraube abgebrochen war. Irgendwie ist das der Klassiker bei alten Messing-Schrauben und man hat dann nen alten Potiknopf den man nicht mehr abschrauben kann. Zumindest wir im TWS haben noch keine funktionierende Methode gefunden. Wenn Ihr für sowas einen "genialen Move" habt... lasst es uns bitte wissen!

Manchmal hat man Glück und die Schraube sitzt nicht besonders fest. Dann kann man den Potiknopf oft unter Zuhilfenahme von WD40 und der "2-Kaffelöffel-Methode" runterhebeln. Nicht so in diesem Fall: Der alte, spröde Potiknopf hat sich beim herunterhebeln in seine Bestandteile aufgelöst.

Klar könnten wir einfach nen neuen Chickenhead-Knopf als Ersatz verwenden. Aber wir möchten ja so viel wie möglich des originalen Amps erhalten. Also sitzt man geduldig mit dem Poti-Puzzle und Sekundenkleber da und versucht alles wieder zusammenzufügen ohne das Teufelszeug auf die Finger zu bekommen und sich damit dauerhaft nen Potiknopf an die Hand zu kleben.

Mission erfolgreich! Wir haben einen intakten Potiknopf gepuzzelt...
Offensichtlich hatten sich an den anderen Potiknöpfen teilweise schon andere mit ähnlichem versucht. Auf einem Potiknopf könnten wir
 vermutlich sogar die Fingerabdrücke des damaligen Bastlers nehmen. Bei dem hat das mit "kein Sekundenkleber auf die Finger bekommen" offensichtlich nicht so gut geklappt.

Egal, letztendlich haben wir 6 intakte Potiknöpfe von 1962 die wir wieder verwenden können. Wir fragen uns nur wie man es hinkriegt, dass bei 3 dieser Potiknöpfe auf der Unterseite ein Stück abgeplatzt ist. Entweder hat hier schonmal jemand versucht diese mit grober Gewalt herunterzuhebeln... oder es ist ein Frisbee eingeschlagen. Wir werden es nie erfahren...

AC30 - Defekter Potiknopf
AC30 - Chickenhead-Puzzle
We did the right one... no fingerprints!
AC30 - Six happy Chickenhead Knobs from 1962
Good bye to 60 years old caps
How to NOT install new fuse holders in an AC30!
Badest soldering ever seen!
NOS Belling Sicherungshalter mit Passscheibe
AC30 - Removed old power supply capacitors
AC30 - New Capacitors in power supply
Power Supply Caps and Cathode sharing one GND lug
Cleaned GND-Lugs
AC30 - New mains wiring

Ein glückliches Netzteil

sieht anders aus...

 

Ok, wir haben geputzt und geklebt wie die Weltmeister... jetzt geht es darum den Amp wieder in einen sicheren Zustand zu bringen wo man ihn Stück für Stück in Betrieb nehmen kann.

Hier steht als Erstes das Netzteil auf der Agenda.
Wir können es nicht oft genug wiederholen: Bitte schließt einen alten Amp in unbekanntem Zustand nicht einfach an die Steckdose an um zu schauen ob er noch tut! Über die Jahre gealterte Elkos können dann hier auch schonmal Kurzschlüsse verursachen die einen wertvollen, originalen Netztrafo in den Tod reißen können, da es außer der Netzsicherung keine weiteren Sicherheitsvorkehrungen in nem AC30 gibt. Und ach ja... der Netzssicherungshalter ist ja auch nur noch zur Hälfte vorhanden und nicht einsatzfähig.

Also:

1. Wir brauchen zuerst mal nen neuen Sicherungshalter

2. Die Netzteilelkos sind 60 Jahre alt, und haben teilweise nicht mal mehr ne Befestigung. Gar nicht gut!

3. Das Netzkabel wurde natürlich (gottseidank) auch abgeknipst. Wir brauchen also ein Neues.

 

Sicherungshalter:

Ok, der originale Netzsicherungshalter scheint irgendwann seinen Dienst quittiert zu haben. Kann passieren. Aber Leute, jetzt mal ehrlich... muss man dann wirklich mit ner groben Fräse das Bedienpanel und Chassis aufbohren (natürlich ohne es zu entgraten) um dann nen zu großen Sicherungshalter (den man zufällig noch in der Bastelkiste hatte) grobschlächtig hineinzustümpern? 

Nach dem Entfernen des Sicherungshalters erwartet uns jedenfalls ein Horrorfilm mit einer grob erweiterten Bohrung in die nichts gängiges passt und eine verkokelte Chassis-Innenseite wo wir uns fragen: "Wurde der Sicherungshalter mit dem Schneidbrenner entfernt?". Leute, echt... was habt Ihr da getrieben?

Aaaalso.... wieder beruhigen...
Wir haben noch originale Sicherungshalter von Belling wie sie damals in den AC30's verbaut wurden. Passen aber nicht in die erweiterte Bohrung. Also müssen Unterlegscheiben her in genau dem Format welches die grobschlächtig erweiterte Bohrung abdeckt und den originalen Sicherungshalter hält. Erfolg haben wir hier mit Passscheiben im Format 16x22x0,5mm. Es ist nicht wirklich schön, aber hiermit kriegen wir wieder einen originalen Sicherungshalter an den Platz wo er hin gehört.

Netzteilelkos:

Ohne lange herum zu diskutieren: 60 Jahre alte Elkos müssen getauscht werden. Punkt! Ja, wir kennen die ganzen Techniken mit "Re-Forming" usw. Fakt ist jedenfalls, dass Elkos für eine Lebensdauer von 10-20 Jahren designt sind. Klar kann man auch versuchen nen 60 Jahre alten Oldtimer mit den originalen Reifen zu fahren. Ich würde das aber aus Sicherheitsgründen nicht tun...

Was brauchen wir? Und was wollen wir?
Ein 1962er AC30 hat nen stehenden, radialen Elko mit 2x16uF sowie einen radialen 2x8uF Elko für die Siebung der des "Normal" und "Brillant" Kanals und außerdem einen axialen 32uF Elko für die Siebung des "Tremolo" Kanals. Replacements mit passenden mechanischen Maßen findet man von JJ, F&T und TAD bei Tube Town und Tube Amp Doctor

Man kann bei den Werten natürlich "historisch korrekt" bleiben, für einen Sammler würden wir das auch definitiv tun. Allerdings muss man sagen, dass die frühen AC30 notorisch "unterfiltert" waren. D.h die Filterung des Netzteils war mehr als knapp bemessen um Geld zu sparen. Da wir diesen AC30 für uns selbst restaurieren, nehmen wir uns die Freiheit den stehenden Elko auf 2x32uF/500V von TAD upzugraden und anstatt des 2x8uF Elkos eine 2x15uF/450V Version von F&T zu verwenden. Der axiale 32uF Elko wurde mit einem F&T 32uF/500V erneuert. Die Upgrades sind nicht dramatisch, sollten uns aber ein wenig mehr Stabilität und weniger Brumm bescheren. Beides möchten wir haben. Falls sich der Amp damit als etwas zu "steif" zeigen sollte können wir auch später noch "downgraden".

Masseführung:
Die Masseführung der AC30's in Ihrem 2-teiligen Gehäuse ist ab Werk leider nicht besonders gut durchdacht. Dieses Thema wird uns noch ein paar mal begegnen und hat einen guten Anteil an dass alte VÖXE den Ruf haben "immer ein wenig zu brummen".

Im Netzteil ist der Schirm des Netztrafos sowie der Center-Tap der Hochspannung an einer Lötleiste direkt neben dem Netztrafo geerdet. Gut so, das sind in Punkto Nebengeräusche die "schmutzigsten" Masseverbindungen und sollten soweit wie möglich entfernt sein vom Rest! Der erste Filterelko mit 2x32uF teilt sich einen Masseanschluss mit den Kathoden der Endstufe sowie dem axialen 32uF Filterelko der für den Vibrato-Kanal bestimmt ist. Hier gehen die Fachmeinungen etwas auseinander. Manche bevorzugen es den ersten Filterelko gemeinsam mit dem Center-Tap der Hochspannung zu erden und einen exklusiven Massepunkt für die Kathoden der Endstufe zu haben. Andere wiederum bevorzugen es den ersten Filterelko (an dem auch die Anodenspannung der Andstufenröhren abgenommen wird) an derselben Stelle zu erden wie auch die Kathoden der Endstufe, weil man somit vermeintlich die beste Gleichtaktunterdrückung bekommt. Wir bevorzugen die letztere Methode und haben damit gute Erfahrungen gemacht. Aber es führen ja immer mehrere Wege nach Rom.

Relativ unstrittig ist die Tatsache, dass der 32uF Filterelko für den Vibrato-Kanal idealerweise im Bereich der Vorstufensektion geerdet werden sollte. Zumindest der Theorie nach. Wir haben diesen Vorerst am Massepunkt der Endstufe belassen und werden später (wenn wir uns dem Vibrato-Kanal annehmen) sehen ob wir damit davon kommen oder nicht. 

Eine Bitte noch:

Stellt sicher, dass alle Erdungspunkte auch wirklich guten Kontakt zum Chassis haben! Im Lauf der Jahre bilden die originalen Anschlussösen aus Messing oft Oxidschichten. Also: Alte Anschlüsse entfernen... blankputzen... neu installieren... und guuuut festziehen! Die Masseverbinungen sollten so niederohmig wie möglich sein. Dieser Job macht zwar keinen Spaß, muss aber leider sein.

Netzkabel:

Hier gibt es wenig spektakuläres zu vermelden. Neues Netzkabel... Kabelsicherungshalter installiert... darauf achten dass die Erdung das längste Kabel hat... Phase geht zuerst durch die Sicherung, dann durch den Netzschalter... Neutralleiter geht direkt auf den Netzschalter. So kennt man das und so sollte es auch sein.

Den Amp mit Netzspannung bekannt machen:

Nun ist der große Moment gekommen wo wir den AC30 zum ersten mal wieder mit Netzspannung bekannt machen. Aber schön sachte. D.h. es befindet sich lediglich die Gleichrichterröhre im Amp und die Spannung wird schrittweise am Regeltrenntrafo hochgefahren. Wir möchten sehen ob der Amp in diesem Zustand unnatürlich viel Strom zieht (bzw. genau DAS möchten wir nicht sehen) und wir möchten wissen ob an allen relevanten Stellen im Amp Spannung anliegt.

Alles prima! Der Netztrafo scheint kein Problem damit zu haben bekanntschaft mit der Netzspannung zu schließen, und auch die Verkabelung im Amp scheint in Ordnung zu sein und überall dort Spannung zu liefern wo wir das haben wollen.

Ein Tip:

In diesem Zustand (ohne Röhren) bleibt auch nach dem Ausschalten die Spannung in den Elkos gespeichert. Neben dem wertvollen Techniker-Ratschlag Elkos immer zu entladen bevor man am Amp arbeitet haben wir uns angewöhnt bei einem Amp "under work" temporär einen 100k/5W Widerstand vom ersten Filterelko nach Masse einzulöten. Dieser sorgt innerhalb von ca. 15s dafür dass sich die Elkos auf ein ungefährliches Niveau entladen und man auch "safe" ist falls man ausversehen mal das Entladen der Elkos vergisst.

Liebe für die Endstufe!

das hat ein AC30 ja sowas von nötig...

 

Der VOX AC30 steht im Ruf ein Amp zu sein der EL84s zum Frühstück verspeist.

Ein Stück weit stimmt das auch. Mit dem legendären 50 Ohm Kathodenwiderstand fahren die 4x EL84 in nem AC30 bei ca.130% Plate Dissipation und die 100 Ohm Schirmgitterwiderstände sorgen auch nicht gerade dafür dass sich die Endstufenröhren in einer "Wohlfühlzone" befinden. Viele sagen, dass genau dies den Sound eines AC30 ausmacht. Hmmm, let's see... jedenfalls ist dies der Grund dafür warum man in vielen AC30s einen verschmorten Ring um die Endstufenröhrensockel findet der aufgrund der Hitze entsteht.

Wir finden in unserem AC30 von 1962 zwar viel geschmolzenes Wachs aber nur wenige "Burn Marks". Interessant!

Also wie so oft: Erstmal müssen wir putzen! Mal wieder...

Wie eben schon erwähnt erwartete uns zwischen den Röhrensockeln und sogar AUF den Röhrensockeln eine dicke Wachsschicht. Leider haben wir davon kein wirklich gutes Foto.

Ganz ehrlich: Wir haben keine Ahnung wie das Wachs dorthin kommt!

Es ist in AC30s nicht ungewöhnlich dass Wachs aus den Trafos herausschmilzt und man dieses unter den Trafos auf dem Sliderboard findet. Da es dieses nicht mehr gibt können wir nicht sagen ob das auch hier so war. Klar, das Wachs kann auch ein wenig an den Kabeln aus dem Trafo entlanglaufen, aber damit sich dieses dann als Pfütze in der Chassismitte zwischen den Röhrensockeln sammelt, dafür müsste der Amp eigentlich auf dem Kopf stehen.

Interessanterweise sieht man auch auf der Chassisoberseite zwischen den Röhrensockeln spuren von Wachs. Dieses ist aber wohl nicht von oben drauf getropft sondern schein von unten durch die Röhrensockel geflossen zu sein. Und das geht tatsächlich nur wenn der Amp auf dem Kopf steht! Es sei denn in Südfrankreich funktioniert die Schwerkraft umgekehrt.

Du armer, kleiner AC30... was haben Dir diese Barbaren nur angetan? Kopfüber-SM-Folterspiele in dunklen Französischen Tonstudios nur um dann am Ende im Müllcontainer entsorgt zu werden? Wir möchten es lieber gar nicht wissen was dieser Amp schon alles erlebt hat...

Ok, bleiben wir professionell:

An wachsüberzogenen Röhrensockeln rumzulöten ist keine wirklich gute Idee. Wie kriegen wir also das Wachs da raus? Ganz einfach: Die Widerstände müssen die Beinchen heben, dann schmilzt man das Wachs mit dem Heißluftfön und saugt es mit Papiertüchern auf. In Ecken und auf den Röhrensockeln funktionieren Wattestäbchen prima. Den letzten Wachsfilm kriegt man dann mit Isopropanol gut weg und am Ende versiegelt eine dünne Schicht WD40 das verzinkte Metalchassis.

Klingt einfach, ist aber ne Riesensauerei. Am Ende haben wir dann aber wieder ein blitzeblankes Chassis und können die Endstufe wieder zusammenlöten.

Cathode Bias Widerstand:

Wir sind sehr erstaunt einen Kathodenwiderstand in der Endstufe mit 82 Ohm zu finden. Zuerst dachten wir dieser wäre nachträglich ersetzt worden... die Lötstellen waren aber "unberührt" und auch der Datumscode auf dem Widerstand zeigt das Jahr 1962. Unser AC30 kam also so "ab Werk" so. Nach intensiver Internetrecherche sind wir uns aber nun sicher, dass VOX bis ca. Mitte 1963 die AC30 mit einem Kathodenwiderstand  von 82 Ohm bestückt hat welcher quasi "optimal" ist. Erst anschließend hat VOX diesen auf 50 Ohm reduziert um noch ein wenig mehr Leistung aus ihren Amps zu kitzeln. Man stand ja schließlich in Konkurrenz zum "Almighty Fender Bassman" der mit 45W daher kam. Hier begann übrigens auch das VOX-Race nach mehr Konvektionskühlung in den Amps, da die Endstufe einfach zu heiß lief.

Mit den damaligen Röhren von Brimar und Mullard konnte man sich dies wohl erlauben. Vielen Dank an dieser Stelle übrigens an Lyle Caldwell von Psionic Audio für seine Ratschläge. Lyle ist vermutlich einer DER AC30-Experten auf unserem Planeten.

Lange Rede, kurzer Sinn:

Der originale Welwyn 82Ohm/5W Widerstand ist noch in Top-Form und sollte uns auch in Zukunft optimale BIAS-Verhältnisse bescheren. Besser wie mit dem späteren "Standard" von 50 Ohm der AC30s quasi an den Rand einer Kernschmelze brachte...

Und um den Kathoden-Bypass Kondensator verlieren wir nicht viele Worte: Ihr kennt meine Meinung zu 60 Jahre alten Elektrolytkondensatoren. Also raus damit und gegen eine 250uF/100V Type von TAD ersetzt.

Schirmgitterwiderstände:

Ja, das ist so ein Thema in AC30s!
Im Original sind diese mit 100 Ohm bestückt welche die Endstufenröhren sehr stark belasten. Wir haben uns in unserem AC30 dazu entschieden die Schirmgitterwiderstände der Endstufenröhren durch hitzeresistente 1KOhm/2W Metalloxidwiderstände zu ersetzen. Manche wählen hier auch 470 Ohm. Einen höheren Wert würden wir aber nicht empfehlen, da ab ca. 1.5KOhm die Endstufenröhren in Ihrer Leistung beschränkt würd
en.

 

Normalerweise verwenden wir als Schirmgitterwiderstände gerne 5W-Typen. Dies tun wir aber nur in Amps die über eine HT-Sicherung verfügen! Warum? Sterbende Endstufenröhren neigen oft dazu einen immer höheren Schirmgitterstrom zu ziehen bis hin zum Kurzschluss. In einem solchen Fall löst die HT-Sicherung aus. Das ist ihr Job. Bis dahin kommen 5W-Typen am Besten mit dem Stress klar dem sie ausgesetzt sind.

Ein AC30 verfügt aber über keine HT-Sicherung. Deshalb verwenden wir bewusst schwächer dimensionierte 2W-Typen, da diese im Fehlerfall selbst die Sicherung sind. D.h. der Schirmgitterwiderstand muss durchbrennen bevor der zu hohe Strom die Siebdrossel oder den Netztrafo schädigen kann. Wer ganz auf "Nummer sicher" gehen möchte verwendet hier sogar nur 1W-Typen.

Jaja, man könnte auch bei den historisch korrekten 100Ohm/1W Widerständen bleiben und dafür nachträglich eine HT-Sicherung installieren. Da gibt es unterschiedliche Weltanschauungen. Aber hey: Unser Amp, unsere Entscheidung! Und wir gehen auf 1k/2W. Amen.

Grid Stoppers:

Diese sind in vielen AC30s stark weggedriftet, da sie direkt über den kochenden EL84 viel Hitze ausgesetzt sind, und werden deshalb oft automatisch mit getauscht. In unserem Amp befanden sich die 4 Erie's zwar am oberen Ende des Toleranzbandes (wo sie vielleicht schon ab Werk waren), haben aber sehr gleichmäßige Werte um die 1.8kOhm und sind auch sonst noch in einem guten Zustand. Die Erie's dürfen also bleiben.

Kurzer Check des Arbeitspunktes der EL84's:

Noch bevor wir über Preamp und Phase Inverter nachdenken machen wir einen kurzen Check des Arbeitspunktes der Endstufe. Es kommt also ein neues Matched-Quad JJ's in den AC30 und wir fahren den Amp langsam am Regeltrafo hoch. Hierbei achten wir darauf ob wir knisternde oder tickende Geräusche hören. Dies könnte auf Überschläge in der Primärwicklung des Ausgangsübertragers hindeuten, da diese nun erstmals wieder Hochspannung und Strom begrüßen darf. Bei uns bleibt Gottseidank alles still und auch der Spannunsabfall über der Primärwicklung ist stabil. Happy days!

Spannung an der Kathode messen... ca. 12,5V... Strom per Röhre ausrechnen... 5% für Schirmgitterstrom abziehen... mit Anoden/Kathoden Spannung multiplizieren... 

Baaaam: Wir landen bei ziemlich genau 12W pro Röhre was ziemlich genau 100% Plate Dissipation sind. Quasi perfekt! Später werden wir das aber nochmal genauer messen wenn alle Röhren im Amp sind und alle Spannungen ihre endgültigen Werte haben.

 

An alle da draußen die VOX schlechtes Ampdesign vorwerfen weil AC30's so heiß laufen:

EAT THIS! Der alte Fuchs Dick Denney wusste ganz genau was er tat als er 1960 den 82 Ohm Kathodenwiderstand in den AC30 designte.

Bis er dann halt Mitte 1963 von den Sales-Jungs überzeugt wurde dass es nicht so schlimm ist wenn die Kiste glüht, und sich zu dem bekannten 50 Ohm Kathodenwiderstand überreden ließ der noch etwas mehr Leistung rausquetscht.

Wachspfütze in der Endstufe
Wax coming out of the Tube Sockets? You gotta hang upside-down for this!
De-Waxing... Work in progress
De-Waxing... Finished
De-Waxing... Finished
The original AC30 used a 82Ohm Cathode Resistor
Revised Cathode Section
Revised AC30 Power-Amp Section
Revised AC30 Power-Amp Section
Revised AC30 Power-Amp Section
New Vishay Coupling Caps
Old Erie Resistors still in place
Heaters removed from Preamp Ground
Virtual Center Tap of the heaters referenced on cathode bias

Phase Inverter & Grounding

ein AC30 muss kein Brumbär sein...

 

Nachdem die Endstufe des AC30 nun wieder läuft steht als nächstes der Phase Inverter auf der Agenda.

 

Die Fragen die die Welt bewegen sind hier:

1. Sind die schönen Wima Durolits noch in Ordnung, oder sind sie leaky?

2. Sind die alten Erie-Widerstände noch in Ordnung oder sind sie ins Nirvana gedriftet und machen Geräusche?

3. Haben wir den typischen AC30 50Hz Netzbrumm oder nicht?

Koppelkondensatoren:

Es ist ein Jammer. Die alten Wima Durolits sind "right on the edge" und lassen 0,7V - 1V Gleichspannung durch. Das ist nicht viel und man könnte sie in diesem Zustand auch noch verwenden... aber es wird halt auch nicht besser. Genauer gesagt wird der DC-Leakage immer schlimmer werden je länger der Amp benutzt wird. Also tauschen wir die Koppelkondensatoren gegen 2x 150nF Vishay 1813 mit 630V Spannungsfestigkeit. Diese sind klanglich passend und qualitativ mit das Beste was man aktuell bekommen kann.

Widerstände:

Wirklich interessant. Die alten Erie-Widerstände sind alle noch in guter Verfassung und zeigen keine Mikrofonie oder übermäßige Nebengeräusche. Allerdings sind quasi alle auf knapp 120% ihres Soll-Wertes gedriftet. Das war uns schon bei den Grid-Stoppers der Endstufe aufgefallen und zieht sich hier fort. Wie schon erwähnt sind entweder alle Erie's sehr gleichmäßig nach oben gedriftet, oder sie waren schon ab Werk in diesem Bereich (+/- 20%Toleranz). Oder beides. Jedenfalls bleiben die Erie's erstmal drin.

Netzbrumm:

Nachdem der Phase-Inverter wieder einsatzbereit ist finden wir in unserem 1962er AC30 genau das was man in quasi allen AC30's findet: Sie brummen. Wie ein Bär. Bei 50Hz. Viele Jahre haben auch wir das als "is halt bei nem AC30 so" abgetan. Bis uns Lyle Caldwell von Psionic Audio auf einen Design Flaw von VOX aufmerksam gemacht hat der einen großen Anteil an den brummenden Vöxen hat...

VOX hat einfach Mist gebaut beim Erdungskonzept des AC30!

Sie haben sich alle Mühe gegeben mit verdrillten Heizleitungen der Röhren. Da die Heizspannungswicklung des Netztrafos aber keinen Center-Tap hat haben sie das gemacht was damals halt so üblich war und als "good practice" galt. Sie haben eine der Heizspannungsleitungen auf Masse gelegt.

Hiermit büßt man als erstes mal den Effekt ein dass sich bei verdrillten Heizleitungen der 50Hz-Brumm etwas auslöscht weil wir quasi zwei gegenphasige 3.15V Leitungen haben. Wenn eine Seite auf  Masse liegt haben wir nur noch 6.3V mit einem schönen elektromagetischen Feld bei 50Hz außenrum.

Als nächstes hat VOX die Erdung der Heizleitung an der denkbar ungünstigsten Stelle des gesamten Amps vorgenommen: Am Erdungspunkt der sensiblen Vorstufe und des Phase Inverters! Dies ist eine extrem sensible Stelle für Nebengeräusche und gleichzeitig ist die Heizspannung einer der "schmutzigsten" Gefährten in einem Amp. Das kann nicht gutgehen. Und tut es auch nicht.

Wir entfernen also die unscheinbare Verbindung am Erdungspunkt der Vorstufe zu den Heitzleitungen und schaffen einen Massebezug durch einen "Virtual Center Tap" an einer weit entfernten Stelle. Bei einem "Virtual Center Tap" werden die Beiden Heizleitungen jeweils mit ca. 100 Ohm auf Masse gelegt. Hierdurch wird sicher gestellt, dass die Heizspannung ein definiertes Potential hat und sich beide Leitungen symmetrisch bei ca. 3,15V außenrum bewegen und sich dadurch die eloktromagnetischen Felder auslöschen können. Klassischerweise legt man den "Virtual Center Tap" auf Masse, allerdings ist ein guter tweak von Lyle Caldwell anstatt Masse eine etwas erhöhte Gleichspannung zu verwenden und hierdurch eine Gewisse Entkopplung zu schaffen.

Warum funktioniert das? Es funktioniert deshalb weil eine Wechselspannung (wie die Heizleitungen mit 50Hz) jede Gleichspannung als "Masse" interpretiert. Somit kommt z.B. die Bias-Spannung der Endstufenröhren als guter Punkt in Frage. An dieser Stelle bauen wir also unseren "Virtual Center Tap" ein bei dem beide Seiten der Heizspannung mit 100 Ohm an die Kathoden der Endstufe gelegt wird. Wir verwenden hier hitzestabile 2W Metalloxidwiderstände. Wer noch etwas mehr Sicherheit einbauen möchte verwendet hier nur 0,5W Widerstände die sehr schnell durchbrennen falls ein Defekt in der Röhrenheizung vorliegt. Hier hat dann der Widerstand auch gleichzeitig die Funktion einer Sicherung.

Ergebnis:

Der Effekt ist wirklich erstaunlich! Sobald man den Preamp und Phase-Inverter von den "schmutzigen" Heizleitungen befreit hat geht das Grund-Brummen massiv zurück. Das Brummen der AC30's ist also nicht gottgegeben sondern sondern liegt an schlechter Masseführung. Wir empfehlen diese Modifikation für alle alten AC30's. Unser 1962er ist damit jedenfalls kein "Brummbär" mehr sondern extrem still. Danke an Lyle für die Anregungen!

Normal & Brilliant Channel

wir machen den Amp spielbar... "Hero" or "Zero""?

 

Endstufe läuft. Phase Inverter läuft. Nebengeräuschverhalten: Top!

Wir haben auch schon mal mit nem Signalgenerator nen Sinus am Phase-Inverter eingespeist um zu sehen ob die Endstufe richtig verstärkt und am Speaker-Out ein belastbares Signal rauskommt. Tut es. Also alles gut bis hierhin.

Wir haben somit eine perfekte Ausgangsbasis um den Preamp wieder in Betrieb zu nehmen um dann endlich ne Gitarre anzuschließen zu können und zu hören wie der Amp klingt. Ein Sinussignal welches man in den Phase-Inverter einspeist ist halt nur bedingt musikalisch und macht nicht wirklich Spaß beim zuhören.

Da unser AC30 noch ohne Top-Boost Schaltung daherkommt haben wir beschlossen den "Normal" Channel und den "Brilliant" Channel gemeinsam wieder in Betrieb zu nehmen, da sich beide lediglich eine einzelne 12AX7 teilen und nur einen Handvoll Bauelemente zum Einsatz kommen.

Normal-Channel:

Ok, wir müssen uns darüber im klaren sein, das VOX damals nicht gezielt einen puren Gitarrenverstärker entworfen hat. Man sollte daran auch andere Instrumente wie Bass oder ne Orgel betreiben können. Dafür war der Normal-Channel vorgesehen. Sehr linearer Frequenzgang... tiefe Bässe... kein Treble-Bleed Kondensator für mehr Klarheit im Sound. Es gibt bestimmt Instrumente die damit gut klingen. Eine Gitarre ist es jedenfalls nicht. Also "Needs Work"...

Brilliant-Channel:

Die "Waffe der Wahl" von VOX um Instrumente zu verstärken die etwas klarer und durchsetzungsfähiger sein sollten. Wie z.B. eine Gitarre! Nur hat sich VOX damals entschieden dass man diesen Klang nicht dadurch erreicht indem man mehr Höhen durchlässt, sondern dadurch dass man Bässe abschneidet. Und das nicht subtil, sondern ziemlich heftig. Ja, irgendwie bekommt man damit schon einen Sound der "Brillianter" ist... aber halt nur weil mit dem sehr kleinen 500pF Koppelkondensator alles im Tieftonbereich abgeschnitten wird was irgendwie Spaß machen könnte. "Needs also work"...

"Lasst die Spiele beginnen!":

Los geht's also im Preamp. Wir fangen bei den Input-Buchsen an und stellen fest, dass diese noch in gutem Zustand sind und vor allem auch die geschalteten Masse-Kontakte noch funktionieren. Diese sorgen dafür dass ein Input nach Masse kurzgeschlossen wird, wenn nichts angeschlossen ist, und somit keine Nebengeräusche durch einen "offenen Eingang" entstehen. Ebenso sind die Erie-Widerstände an den Klinkenbuchsen noch in gutem Zustand, genau so wie auch die geschirmten Kabel die zur Preamp-Röhre führen. Happy days!

Als nächstes checken wir an der gemeinsamen 12AX7 der beiden Kanäle die Anodenwiderstände auf Wert und Nebengeräusche sowie die Koppelkondensatoren darauf ob sie Gleichspannung durchlassen und damit den Arbeitspunkt des nachfolgenden Phase-Inverter versauen. 

Ergebnis:
Die alten Erie-Widerstände sind auch an dieser Stelle um ca. 20% nach oben gedriftet (typisch in diesem Amp), funktionieren aber noch gut und machen nicht wesentlich mehr Nebengeräusche wie neue Typen. Auch die Koppelkondensatoren lassen keine Gleichspannung durch und sind absolut OK. Erneut: Happy days!
 

Wir hätten die Erie-Anodenwiderstände problemlos in der Schaltung belassen können. Dennoch haben wir uns entschieden sie gegen neue Carbon-Comp widerstände zu ersetzen um noch ein Quäntchen weniger Nebengeräusche aus dem Amp zu kitzeln

Ist also alles prima und wir stecken einfach wieder ne Röhre rein und haben "AC30 at its best"? Leider NEIN! An der Kathode muss definitiv der 60 Jahre alte Bias-Elko getauscht werden und darüber hinaus haben wir in quasi allen alten AC30's ein Problem mit dem Übersprechen des Normal- und Brillant-Channel.

"Übersprechen" ist ein Phänomen bei dem 2 Kanäle eines Amps sich gegenseitig beeinflussen, bzw. wo das Signal von Kanal A auch in Kanal B gehört werden kann und umgekehrt. Ich weiß, alles sehr technisch und anstrengend. Muss man nicht im Detail verstehen. In der Praxis beschert uns das einfach einen "unreinen" Ton, weil sich Signale aus 2 Känalen überlagern, und das nicht immer Vorteilhaft.

 

Die Jagd auf das Übersprechen:

Allright, lasst uns mit den "Basics" beginnen.

Eine extrem sensible Stelle in einem AC30 ist der hochohmige Mixer bei dem Normal- und Brilliant-Channel mit 2x 220k Mischwiderständen zusammengeführt und auf den Phase-Inverter Eingang gegeben werden. Auch wenn wir hier nur über Kabelwege im Bereich 10cm reden macht es sich sehr deutlich bemerkbar wie sensibel dieser Bereich auf Einstreungen reagiert. Deutlich verbessern kann man dies indem man die Mischwiderstände bereits an den Volume-Potis zusammenführt und die Verbindung zum Phase Inverter mit einem einzelnen, geschirmten Kabel vornimmt. Der Unterschied ist erstaunlich!

Auch wenn dieser Bereich nun deutlich unempfindlicher gegenüber Einstreuungen ist, haben wir immer noch ein massives Problem dass sich beide Kanäle gegenseitig beeinflussen. In der Praxis heißt das: Ich stecke die Gitarre in den Brilliant-Channel, habe das Brilliant-Volume auf "0" und drehe das Normal-Channel Volume hoch. Ich höre deutlich ein Signal. Das dürfte eigentlich nicht sein. Umgekehrt ist es genauso.

Vielleicht ist das "normal" bei alten AC30's... und man kann auch sagen: "Naja, dreh halt immer nur das Volume-Poti des Kanals auf den Du verwendest". Aber am Ende des Tages finde ich es störend weil man immer darauf achten muss wie die Volume-Potis eingestellt sind und ob sich hier etwas gegenseitig beeinflusst.

Nachdem wir mit verschiedenen Röhren herumexperimentiert haben (und diese keinen Einfluss hatten), hat sich als Ursache sehr klar die "Shared Cathode" der 12AX7 gezeigt die sowohl den Normal- als auch den Brilliant-Channel versorgt. Hierbei ist im Design von VOX vorgesehen, dass jeder Eingangskanal zwar ein eigenes Triodensystem erhält, allerdings teilen sich beide Kanäle die Kathodenbeschaltung.

Wir haben uns hier zu einem "radikalen" Schritt entschieden:
Wir entfernen die "Shared Cathode" Beschaltung, und spendieren jedem Triodensystem der 12AX7 Eingangsröhre einen eigenen 1.5k Bias-Widerstand in Kombination mit einem eigenen 25uF Kathodenelko.

Ja, die "Vintage-Korrekt" Fraktion wir uns zerfleischen und wir werden der "Gotteslästerung"  bezichtigt werden. Aber: Hey guys, face it... der Amp funktioniert damit einfach besser! Und damit haben wir das Übersprechen zwischen Normal- und Brilliant-Channel quasi komplett eliminiert. Und genau das wollen wir!

Sound-Tuning:

Wir haben nun also Gotteslästerung betrieben, aber als Ergebnis einen Normal- und einen Brilliant-Channel die tatsächlich unabhängig funktionieren und kein Übersprechen haben.

Trotzdem haben wir noch das Problem, dass sich VOX damals verweigert hat durchsetzungsfähige Höhen zu featuren. Das Stichwort ist hier "Treble Bleed Kondensatoren". Dafür hat sich VOX entschieden im Brilliant-Channel massiv Bässe abzuschneiden.

Als erstes bringen wir mal den Brilliant-Channel in eine Form wo er nicht "anämisch" klingt, sondern über ein ansprechendes Tiefenfundament verfügt. Hierzu wurde der viel zu kleine Koppelkondensator des Brilliant-Channel mit 500pF gegen einen klanglich und historisch korrekten 2.2nF Mustard-Cap getauscht.

Darüber hinaus erhielt der Normal-Channel einen 150pF Treble-Bleed Kondensator in Form eines Vishay "Class 2" Keramikkondensators welcher eine gewisse Lebendigkeit und ein wenig "Grind" hinzufügt ohne den Kanal übermäßig "Bright" zu machen. Wir wollten den Grundcharakter des Kanals beibehalten, aber "brauchbar" machen. Im Brilliant-Channel haben wir uns für einen 250pF Cornell Dubilier Silver-Mica entschieden welcher sehr "schön" und "offen" klingt ohne "anstrengend" zu sein.

Der GROSSE Moment... Playing Test:

Der große Moment ist nun also gekommen...
Die Endstufe läuft. Der Phase Inverter läuft. Und wir haben in der Vorstufe den Normal- und Brilliant-Channel in Betrieb genommen. Wir können also endlich ne Gitarre anschließen.

Aber stop: Expectation Management!
Wir kennen einige AC30's. Vorallem spät-60er und früh-70er Modelle. Auch aktuelle Modelle. 

Alle diese Amps klangen "Ganz Gut", aber keiner hatte die "Magie" eines hervorragenden AC30 wie wir ihn uns vorstellen. Alle diese Amps klangen irgendwie nach AC30, wirkten aber immer etwas angestrengt und gepresst. Unsere Vorstellung eines "perfekten" AC30 ist ein Amp der den Übergang von clean zu verzerrt souverän meistert ohne dabei anstrengend zu sein. Er setzt sich perfekt durch ohne schrill zu sein und hat den perfekten "chime" der alle Noten glänzen lässt.

Gitarre angeschlossen... Amp aufgedreht... ein großer "Open-D"...
YESSSSSSS! That's the sound!

Noch nicht ganz perfekt, aber unser AC30 zeigt jetzt schon alles was wir uns von einem hervorragendem AC30 erhoffen. Ist es "Vintage-Voodoo"? Keine Ahnung. Jedenfalls steht fest dass dieser Amp das "gewisse etwas" hat was unseren bisherigen AC30's fehlte. Volltreffer!

Channel-Volumes
Channel Inputs
New anode resistors in the preamp
Optimised channel-mixer
Re-Worked Normal- and Brilliant-Channel
Split-Cathodes in the Preamp
Split-Cathodes in the Preamp
Treble-Bleed Condensors
Testing Normal- and Brilliant Channel
North Coast Music - Out of Business
JMI Amplifiers - Out of Business
Early 60s VOX 2x12 Cab Housing
Early 60s VOX 2x12 Cab Housing
Early 60s VOX 2x12 Cab Housing
AC30 Fawn Housing. 1960-1963.
AC30 Smooth Black Tolex Housing. 1962-1963.
Fawn Tolex
Left: TAD, Middle: North Coast Music, Right: etronic Hungary
http://www.ampaholics.org.uk

Home Sweet Home - Pt. I

der VOX braucht ein Zuhause...

 

Langsam ist der Zeitpunkt gekommen sich darüber Gedanken zu machen worin der AC30 in Zukunft wohnen soll, da wir ja leider nur das "nackte" Chassis haben.

 

Wir haben uns das recht einfach vorgestellt:

"Naja gut, da müssen wir halt die Replika eines alten AC30 Combo-Gehäuses kaufen. Wird bestimmt nicht ganz billig, aber das muss es uns wert sein."

Pustekuchen... es gibt KEINE Replikas alter AC30 Gehäuse! Das kam unerwartet... 

Vor ca. 10 Jahren gab es mal für kurze Zeit die Firma JMI in England die hervorragende VOX Replikas und Gehäuse angeboten haben. Sind aber schon lange "out of business". Als weitere Quelle war uns "North Coast Music" bekannt. Hier erfährt man, dass sie 2019 Ihren "Cabinet Shop" geschlossen haben und seit 2021 alle Überbleibsel abverkauft sind. Mist!

Tatsächlich findet sich auf der ganzen Welt kein Anbieter von Replikas der VOX-Cabinets. Warum das so ist, darüber gibt es verschiedene Theorien:

1. Die Dinger sind sehr aufwändig zu bauen, und der Markt ist sehr klein. Das tut sich niemand an.

2. Korg (als Inhaber von VOX) hat ein sehr genaues Auge drauf dass keine Kopien verkauft werden und unterbindet dies. Deshalb traut sich das niemand.

Ihr dürft Euch selbst aussuchen was Eure bevorzugte Verschwörungstheorie ist. ;-)

Fakt ist: Da stehen wir nun also mit unserem Talent und haben nen originalen 62er AC30 und kriegen kein würdiges, originalgetreues Gehäuse bei.

Ironie des Schicksals: Wir "Recyclen" uns ein Gehäuse

Nach einigen schlaflosen Nächten ist uns eingefallen, dass wir im Keller noch ein Frankenstein-Gehäuse einer früh-60er VOX 2x12er Box stehen haben. Dieses kam vor vielen Jahren zusammen mit einem alten AC15 zu uns. Da der wohl auch kein Gehäuse mehr hatte, hat jemand grobschlächtig mit der Stichsäge und ein paar Brettern aus ner VOX 2x12er Box ein Gehäuse für den Amp gezimmert. Woran liegt es eigentlich, dass alte VOX-Amps ständig Ihre Gehäuse verlieren?

Wir begeben uns also mit dem Meterstab in den Keller... pusten den Staub von dem Gehäuse... und BINGO. Identische Maße und identischer Aufbau. VOX scheint damals also dieselben Basis-Gehäuse für AC30's und 2x12er Boxen verwendet zu haben, und je nach "Innenausbau" wurde daraus entweder ein Amp oder ne Box.

Es ist schon fast ironisch, dass wir bereits ein paar Mal das alte, zerschundene Gehäuse zum Sperrmüll geben wollten, es dann aber aus irgend einem Grund doch nie getan haben. Und jetzt bekommt es seinen "großen Auftritt" als Zuhause für nen 62er VOX AC30 der aus nem Müllcontainer stammt. Als ob das Gehäuse auf den Amp gewartet hat.

Standortbestimmung: Was haben wir da?

Wir haben ein früh-60er VOX 2x12 Cabinet. Die Maße sind identisch zum AC30. Allerdings ist die Box "Closed-Back". Darüber hinaus hat jemand mal mit der Stichsäge Öffnungen für ein AC15 Chassis und Lüftungsgitter reingesägt. Auch wurden Führungsleisten für ein Slider-Board hineingenagelt die aber nicht für nen AC30 passen. Die angebrachten Griffe sind irgendwas aus der Bastelkiste. Und das alte Tolex und der Bespannstoff sind auch in einem bemitleidenswerten Zustand. Und natürlich hat das Multiplex-Holz auch schon ein einigen Stellen begonnen sich zu delaminieren.

Aber ok... "Einfach" kann ja jeder. Wir lieben Herausforderungen!
Jedenfalls war schnell klar, dass das Gehäuse bis auf die Basis gestrippt werden muss und anschließend neu aufgebaut werden muss.

 

Sehen wir es positiv: Das gibt uns die Möglichkeit uns so nahe wie möglich an das originale Gehäuse heranzutasten.

Die Suche nach der "Original Spec."

Hochmotiviert haben wir uns also an die Recherche der originalen Gehäuse-Spec. gemacht. Wow, gar nicht so einfach! Man findet zwar jede Menge Informationen im Internet, diese sind aber zeitlich oft nicht ganz klar zuzuordnen da die Übergänge bei VOX oft "fließend" waren und verarbeitet wurde was gerade "zur Hand" war. Man findet also auch immer wieder Exemplare die nicht in ein bestimmtes Schema passen. 

 

Folgende Dinge haben sich aber herauskristallisiert:

Von 1960 bis Anfang 1962 waren quasi alle AC30 mit dem "Fawn" Tolex bezogen.

 

Ab 1962 gab es dann auch eine Version mit "Smooth Black Tolex", da diese besser zur VOX Continental Orgel passte. Die Kunden liebten diesen Look! Diese Option wurde bis 1963 parallel zur "Fawn-Variante" angeboten. Diese Amps hatten keine Schutzecken, 3 schmale Messing-Lüftungsschlitze, braunen Speaker-Bespannstoff und braune Ledergriffe.

 

Im Laufe des Jahres 1963 ging VOX fließend dazu über nur noch schwarze AC30 mit einem grober genarbten Tolex, schwarzem Speaker-Bespannstoff, 8 Schutzecken, schwarzen Lüftungsschlitzen aus Metallguss und den bekannten "Dogbone-Griffen" aus Kunststoff anzubieten. Das ist der VOX-Look den wir heute kennen.
 

Zusammengefasst gibt es also 2 Optionen für unseren AC30 von Ende 1962:

Fawn Tolex, Brown Grill-Cloth, keine Schutzecken, 3x schmale Messing-Lüftungsschlitze, braune Ledergriffe

 

Smooth Black Tolex, Brown Grill-Cloth, keine Schutzecken, 3x schmale Messing-Lüftungsschlitze, braune Ledergriffe

Wir haben uns am Ende für ein Gehäuse in Fawn-Tolex entschieden.

Warum? Wir finden "Fawn" einfach irgendwie cool!

Sourcing-Challenge:

So, nachdem wir uns entschieden haben wie unser Gehäuse am Ende aussehen soll, galt es noch die entsprechenden Teile dafür aufzutreiben. Hier git es echt ein paar harte Nüsse zu knacken.

 

Beginnen wir mit den einfachen Dingen:

- Fawn Tolex: Jap, bekommt man als anständige Replika bei z.B. TAD oder Tube Town

- Brown Diamond Grillcloth: Jap, bekommt man auch bei TAD oder Tube Town

- Schmale Lüftungsschlitze aus Messing: Jap, siehe oben

- Weißer Keder: Jap, siehe oben 

- Breiter Goldstripe zwischen Grillcloth und Gehäuse: TAD is your friend!

Nun wirds schwieriger:

Gold-Keder:

Gibt es auch bei TAD. Leider ist deren Artikel sehr weit entfernt vom Orginal und sehr dunkel. Fast wie ein "Stealth Look". Eine Variante von einem Anbieter aus Ungarn war zwar heller, aber nicht wirklich "golden". Sah eher aus wie ein Karamellbonbon. Der Treffer war dann letztendlich der Gold-Keder von "North Coast Music" nach "Original-Spec". Leider auch nicht gerade günstig sich das Zeug aus Kalifornien schicken zu lassen.

Brown Leather-Handles:

Um es kurz zu machen. Die originalen, braunen Leder-Griffe mit ihren typischen Endkappen gibt es nirgends mehr als Standard-Teil. Wir haben nach langer Suche mit Ampaholics einen kleinen Hersteller in England gefunden der in Handarbeit originale Replicas anbietet. Kein Sonderangebot... aber sehr gut Qualität und alternativlos.

Let's go:

Wir haben also alles zusammen:
Ein zerschundenes VOX 2x12 Speaker-Cabinet von Anfang der 60er... Tolex... Bespannstoff... weißer Keder... Gold Keder... Gold-Stripe... Braune Ledergriffe.

Da wir im Tube WorkShop nicht auf Holzarbeiten ausgerichtet sind, werden wir die Restauration des Gehäuses an einen Experten übergeben den wir gut kennen. 

Wir werden hier immer mal wieder "reinschauen" wie der Fortschritt ist und Euch einen "Pt. II" der Gehäuserestauration liefern...

Home Sweet Home - Pt. II

it has to get "ugly" before it can be "pretty"...

 

So, da stehen wir nun also mit unserer zerschundenen VOX 2x12er Box aus den 60ern. Wir sehen auch schon vor unserem "inneren Auge" wie das Ding am Ende aussehen soll um dem AC30 ein würdiges Zuhause zu verleihen. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg...

 

1. Entkernen:

Das alte Tolex muss runter, ebenso der alte Bespannstoff und alle Pipings und Keder. Wir brauchen als Ausgangsbasis ein "Nacktes Gehäuse".

 

Wie macht man das nun am Besten?

Wir sind hier auch keine Profis, aber wir können Euch sagen dass ein Heißluftfön, eine Malerspachtel sowie schiere Muskelkraft Eure Freunde sind! Immer schön geduldig einen Abschnitt mit dem Heißluftfön erhitzen (bis kurz bevor der Kleber anfängt Blasen zu schlagen) und dann mit beherztem Ziehen und unter Zuhilfenahme der Spachtel diesen Stück für Stück vom Gehäuse entfernen. Auch wenn das sehr "grobschlächtig" klingt... Vorsicht! Wenn man nicht aufpasst entfernt man hierbei nicht nur den alten Tolex, sondern auch diverse Schichten des alten Multiplex die sich im Laufe der Zeit delaminiert haben. Diese möchten wir eigentlich am Gehäuse behalten und diese wieder mit dem Rest der Box vereinen.

2. Stabilisierung des alten Multiplex:

Je nachdem was uns nach dem "Strippen" erwartet muss erst mal geschaut werden wie sehr der Zahn der Zeit dem Gehäuse zugesetzt hat und an welchen Stellen das Multiplex aus den 60ern sich selbst "delaminiert" hat und wieder in einen soliden Zustand gebracht werden muss. Zudem muss man schauen wie man eventuell abgelöste Teile wieder hinein puzzelt.

Ja, da erwartet uns viel schönes! Nach dem "De-Tolexing" finden wir doch einige Stellen die sich auf eine Behandlung mit Tide-Bond freuen um wieder zu einem stabilen Stück Birken-Multiplex zu werden. Eine Spritze, Schraubzwingen und viiiiiel Geduld sind hier Eure Waffen der Wahl!

3. Gehäuse ausbessern und neu fräsen:

So far so good... De-Lamination is banned! Let's move on...

Wir wissen bereits, dass in der Vergangenheit mit einer Stichsäge Öffnungen in das Gehäuse gesägt wurden die da nicht hingehören. Das muss korrigiert werden. Also Öffnungen verschließen und neu fräsen. Ebenso müssen alle ungewollten Dings und Dongs mit Füller ausgebessert werden. Und wir haben auch noch einige Befestigungsleisten in dem Gehäuse für das Slider-Board des Amp-Chassis und die Befestigung der Rückwand die nicht wirklich passen und sehr "handgeschnitzt" sind.

 

Klingt ziemlich easy, oder?
Ist es aber nicht. Zumindest wenn man kein gelernter Schreiner ist. Schnitzen, hobeln, schleifen... schnitzen, hobeln, schleifen... etc. Solange bis die neuen Holzstücke den Anschein erwecken schon immer in das Gehäuse gehört zu haben. Anschließend noch alle Unebenheiten mit Holzfüller korrigieren und planschleifen... 

Seien wir ehrlich: Dies ist in der realen Welt unbezahlbar!

Der Arbeitsaufwand ist so hoch, dass es sich vermutlich nur sehr wenige leisten möchten ein solch zerschundenes AC30 2x12 cabinet zu restaurieren. Aber wir sind ja irgendwie "crazy" und rechnen nicht die Stunden, da wir das "für uns selbst" machen.

4. Gehäuse schleifen:

Auch wenn unser Gehäuse nun "geometrisch" wieder so aussieht wie es soll... bevor wir darüber nachdenken können neuen Tolex aufzuziehen muss die Oberfläche vorbereitet werden und alle Unebenheiten und Überbleibsel aus der Vergangenheit abgeschliffen werden. Das muss "glatt wie ein Baby-Popo" sein... wurde uns gesagt. Also Schutzmaske angelegt und mit dem Schleifer losgelegt. Wir warten immer noch darauf, dass sich die Staubwolke senkt!

Und das ist eigentlich erst der Anfang!
Traurig aber wahr: Bis hierhin machen wir unser Gehäuse eigentlich immer "hässlicher" um eine gute Grundlage zu schaffen. In einer der nächsten Abschnitte werden wir uns dann dem "Wiederaufbau" widmen in dem aus unserem "Rohbau" wieder ein schöner Amp wird der der Ästhetik der frühen 1960er Jahre gerecht wird. Hoffentlich wie ein Phönix aus der Asche oder das hässliche Entlein welches zum schönen Schwan wird. Sucht Euch den passenden Vergleich einfach selbst aus...

Was uns noch bevorsteht ist:

5. Restauration Baffle-Board

6. Neuanfertigung Slider-Board

7. Bespannung Baffle-Board

8. Neuen Tolex aufziehen

9. Finishing aller Zierelemente. Keder, Piping, Zierleisten...

10. Zusammenbau des fertigen Gehäuse für den AC30 & Installation der Speaker

VOX 2x12 Housing Stripped
VOX 2x12 Housing Stripped
Filling delamination
Filling delamination
Closing and re-routing ventilation vents...
Closing and re-routing ventilation vents...

To be continued

Stay tuned

 

More Amp-Nerd Stuff to come...

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